- Seitz
- Seitz,1) Gustav, Bildhauer und Zeichner, * Mannheim 11. 9. 1906, ✝ Hamburg 26. 10. 1969; Schüler von W. Gerstel, H. Lederer und G. Kolbe. 1947 Professor an der Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg, 1958 in Hamburg. Beherrschende Motive seiner Plastiken und seiner Zeichnungen sind der weibliche und der männliche Akt (meist als Torso); einen weiteren Schwerpunkt bilden Porträtköpfe (u. a. von B. Brecht, 1960; Mannheim, Kunsthalle).Wichtige Impulse erhielt Seitz u. a. von den Werken A. Maillols. In seiner späten Schaffenszeit verarbeitete er auch Einflüsse von H. Moore.G. S. Das plast. Werk, bearb. v. U. Grohn (1980);G. S., bearb. v. G. Schüler (1992);G. Schüler: Wertstruktur u. Leiblichkeit. Eine kunstsoziolog. Studie zum Werk des Bildhauers G. S. 1906-1969 (1992).2) Johannes, auch J. Seiz, Baumeister, * Wiesentheid (bei Kitzingen) 10. 7. 1717, ✝ Ehrenbreitstein (heute zu Koblenz) 23. 11. 1779; bedeutendster Schüler, später Mitarbeiter von B. Neumann; leitete bis 1768 das kurtrierische Bauwesen (seit 1750 kurtrierischer Hofwerkmeister). Er schuf zahlreiche Entwürfe für Kirchen und Profanbauten (u. a. für das Koblenzer Schloss).3) Karl, österreichischer Politiker, * Wien 4. 9. 1869, ✝ ebenda 3. 2. 1950; Lehrer, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ), 1901-18 Abgeordneter im Reichsrat, war nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns (Oktober 1918) bis Februar 1919 einer der drei gleichberechtigten Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung, von Februar 1919 bis Dezember 1920 Erster Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung und damit Staatsoberhaupt der Republik; 1920-34 leitete Seitz als Obmann seine Partei. Als Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien (1923-34) forcierte er den Wohnungsbau und baute das Fürsorgewesen aus. Im Zuge des sozialdemokratischen Februaraufstandes von 1934 setzte ihn die Regierung Dollfuß ab und inhaftierte ihn zeitweilig. Wegen seiner Verbindung zur deutschen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg, v. a. zu C. F. Goerdeler, W. Leuschner und J. Kaiser, inhaftierte ihn das nationalsozialistische Regime 1944 und verschleppte ihn in das KZ Ravensbrück. Nach Wiedererrichtung der Republik Österreich war er seit 1945 Mitglied des Nationalrates und Ehrenvorsitzender der SPÖ.Schriften: Volksschule oder Pfaffenschule? (1902); Die Schmach von Genf und die Republik (1922, mit K. Renner).A. Tesarek: K. S., in: Werk u. Widerhall. Große Gestalten des österr. Sozialismus, hg. v. N. Leser (Wien 1964).
Universal-Lexikon. 2012.